Blauwale vor Kenia

Blauwale vor Kenias Küste gesichtet – Während einer seismischen Vermessung wurden überraschenderweise Blauwale in der Zeit von September 2014 bis Januar 2015 in kenianischen Küstengewässern beobachtet.

Dies waren die ersten Sichtungen von Blauwalen in Kenianischen Gewässern. Alle 30 Sichtungen ereigneten sich zwischen September und Oktober in Gewässern mit Tiefen von 2 990 m bis 4 705 m.

Es ist nicht bekannt, welche der drei möglichen Unterarten dieser Tiere gesichtet wurden. Basierend auf der Zeit und der geografischen Lage könnten es entweder Antarktische Blauwale, Madagaskar Pygmäen Blauwale oder nördliche Indischer-Ozean Blauwale gewesen sein.

Blauwale sind die größten Tiere, die jemals auf der Erde gelebt haben, und können Längen bis zu 30 Meter erreichen. Nach umfangreicher Jagd im Laufe des 20. Jahrhunderts hat sich die Anzahl dramatisch reduziert. Heute leben nur noch 3 – 11% der geschätzten Anzahl aus dem Jahre 1911 und sie werden von der Internationalen Union für die Erhaltung der Natur (IUCN) auf der Roten Liste als „gefährdet“ eingestuft.

Mindestens fünf Unterarten der Blauwale sind derzeit anerkannt, mit mindestens neun akustischen Populationen. Im Indischen Ozean gibt es drei anerkannte Unterarten:

  • Antarktis Blauwale
  • die etwas kleineren Pygmäen Blauwale
  • und eine Unterart im nördlichen Indischen Ozean.

Der antarktische Blauwal wird als „vom Aussterben bedroht“ aufgeführt, während für den Pygmäen Blauwal und der Unterart aus dem nördlichen indischen Ozean nicht genug Daten für eine Einstufung vorliegen. Darüber hinaus gibt es noch einige Unklarheiten ob es sich wirklich um eine gültige Unterart handelt. Der Nachweis einer gemischten Fortpflanzung ist schwach, weil sie sich nur auf Walfangdaten aus einem einzigen Monat beziehen.

Jüngste Studien zeigen, dass es vier akustische Populationen im Indischen Ozean gibt, darunter zwei separate Pygmäen Blauwal Populationen (Madagaskar und Australien) sowie die Blauwale des nördlichen indischen Ozeans und die Antarktis Blauwale.

Bei der Feststellung, um welche der Blauwalart es sich bei den Sichtungen vor Kenia handeln könnte, haben sich die Wissenschaftler ausschließlich nur auf die drei Unterarten im westlichen Indischen Ozean konzentriert; nämlich den Antarktis Blauwal, den nördlichen Indischer-Ozean Blauwal und den madagassischen Pygmäen Blauwal.

Bei den Antarktis Blauwalen wandert wenigstens ein Teil der Population aus den antarktischen Gewässern, wo sie den Sommer verbringen, in die Überwinterungsgebiete in niedrigen Breiten, die Teile des nördlichen Indischen Ozean umfassen. Es scheint, dass aber auch ein Teil der Population während der Wintermonate in antarktischen Gewässern verbleibt und einige sich in mittleren Breiten, wie um die subantarktischen Crozet-Inseln (46. bis 47. Breitengrad) aufhalten.

Im Gegensatz dazu wandern Pygmäen Blauwale im Sommer nicht in die Antarktis und sind selten südlich von 60 ° S anzutreffen. Man schätzt, dass nur 0,1% der Walbestände südlich von 52 °  S Pygmäen Blauwale sind.Die beiden im Indischen Ozean lebenden Populationen der Pygmäen Blauwale unternehmen jedoch saisonale Wanderungen innerhalb der Region.

Die Population der Blauwale im nördlichen Indischen Ozean scheint sich dagegen das ganze Jahr über in tropischen Gewässern, konzentriert in einem relativ begrenzten Bereich zwischen Somalia und Sri Lanka, aufzuhalten.

Schon im 19.Jahrhundert wurden von den Walfängern über Blauwal Populationen im Indischen Ozean vor der Küste Somalias, vor allem im Golf von Aden im September und November, regelmäßig berichtet.

Natürlich gibt es große Wissenslücken über die Blauwal Verteilung und der Migration innerhalb des Indischen Ozeans, insbesondere in abgelegenen Offshore-Gebieten wo nur begrenzte Forschung stattfindet.
Ebenfalls sehr wenig ist über das Vorhandensein und die Verteilung der Blauwale vor der Küste Kenias bekannt.
Darüber hinaus gibt es keine aufgezeichneten Strandungen von Blauwalen in Kenia, mit nur einem einzelnen Bericht von weiter nördlich an der Arabischen Halbinsel.

In dieser Studie wurden nun erstmals Sichtungen von Blauwalen dokumentiert, die von geschulten und engagierten Walbeobachtern während einer geophysikalischen Untersuchung 120 nautische Meilen vor der Küste Kenias aufgezeichnet wurden.

Ziel dieser Studie war, herauszufinden, um welche der oben aufgeführten Blauwal Population es sich bei diesen Tieren handeln könnte

Insgesamt 1 310 Stunden wurden von den Beobachtern über einen Zeitraum von 127 Tagen zwischen dem 9. September 2014 und dem 15. Januar 2015 geleistet.
Es gab insgesamt 30 bestätigte Sichtungen von 38 Individuen die alle während der Monate September und Oktober aufgezeichnet wurden.

Die meisten Sichtungen waren einzelne Tiere, obwohl Gruppen von bis zu drei Tieren aufgezeichnet wurden. Tiere in 15 dieser Begegnungen wurden fotografiert.

Bei der Auswertung um welche Population es sich handeln könnte, wurden auch die Ozeanographie mit den Strömungsverhältnissen und der Primärproduktion von Krill an der kenianischen Küste berücksichtigt.

Die Strömungen werden durch die innertropische Konvergenzzone und die saisonalen Monsun Winde angetrieben und in zwei Jahreszeiten unterteilt. Zum einen in die Nord-West-Monsun Strömung von Dezember bis März und zum anderen in die Süd-Ost-Monsun Strömung von Mai bis Oktober.

Der Süd-Ost-Monsun bringt dabei viel nährstoffreiches Wasser und damit verbunden eine hohe Plankton Produktivität besonders an die Küste Somalias.

Alle 30 Sichtungen von Blauwalen (September und Oktober) traten demnach am Ende der Süd-Ost-Monsun-Zeit auf. Das die Blauwale nach Oktober in dieser Gegend nicht mehr gesichtet wurden legt die Vermutung nahe, dass die Tiere den Strömungen und dem Krill gefolgt sind und sich somit nur saisonal in diesem Gebiet vor der Küste Kenias aufhalten.

Da die Forscher keine Akustischen sowie genetische Proben der Tiere erhalten konnten, war eine eindeutige Zuordnung, zu welcher der drei Unterarten diese Tiere gehören, nicht möglich.

Aber die Beobachtungen der Tiere und die Auswertung der Studie deuten darauf hin, dass das Gebiet vor der Küste Kenias ein wichtiger Lebensraum für Blauwale im Indischen Ozean ist, zumindest während des Endes der Süd-Ost-Monsun-Zeit.

Die Fotodokumentationen der Sichtungen können auch weiter dazu beitragen, diese Tiere mit anderen Sichtungen von Blauwalen im Indischen Ozean zu vergleichen, um mögliche Wanderrouten zu erforschen.

Blue whales Balaenoptera musculus in offshore waters of Kenya

R Barber, I Sikora & M Nimak-Wood

To cite this article: R Barber, I Sikora & M Nimak-Wood (2016): Blue whales Balaenoptera musculus in offshore waters of Kenya, African Journal of Marine Science, DOI: 10.2989/1814232X.2016.1182590

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