Aktuelles von den Pottwalen vor Dominica 2015

Es war schön endlich, nach einer langen Pause, unsere Wale vor Dominica wieder zu sehen. Wir haben viele alte bekannte Pottwal-Freundinnen wieder gesehen, und sehr zu unserer Freude auch viele neue Familienmitglieder.

Die größte Freude war natürlich einige unserer Patenwale wieder zutreffen. Wir sahen Pinchy und Scrape. Pinchy scheint sich wirklich von ihren schweren Verletzungen (aus 2010) erholt zu haben und kümmerst sich sehr liebevoll um ihren Nachwuchs.

Auch Fingers sahen wir gemeinsam mit Pinchy in einer Gruppe schwimmen und ihr Baby Digit. Die Freude war groß, beide zusammen zu sehen, doch die Freude wurde sehr schnell getrübt. Digit, das Baby von Fingers, hat sich in einem Fischerseil verwickelt und hat nun das Seil mit einem dicken Knoten an seiner Schwanzflosse hängen. Als wir dieses Unterwasser sahen, versuchten wir zumindest, einen Teil des Seils abzuschneiden. Es gelang ca. 5 Meter des Seils zu kappen, aber leider nicht den Knoten um seine Fluke. Dafür hätte man einen sehr scharfen Gegenstand gebraucht und sich zudem auch über seine Fluke begeben müssen um den Knoten durchzuschneiden. Das ist jedoch ein sehr gefährliches Manöver, denn mit einem Flukenschlag können die Wale einen sehr verletzten.

Seine Mutter Fingers war ständig an seiner Seite, und so konnten wir nicht riskieren von ihr eventuell angegriffen zu werden, weil sie ihr Jungtier beschützen wollte. Bei mehreren Unterwasser Begegnungen mit ihnen, konnten wir jedes Mal beobachten, dass Digit von allen Familien Mitgliedern in die Mitte genommen wurde und so war es für uns unmöglich einen weiteren Versuch zu starten, das Seil zu kappen.

Dr. Shane Gero der auch gleichzeitig mit uns vor Ort war besprach die Situation mit einem Meeresbiologen der sich darauf spezialisiert hat verletzten Tieren zu helfen.

Es wird nun fieberhaft nach einer Lösung gesucht um Digit von diesem Seil zu befreien. Denn eins steht fest, mit diesem Seil um seine Fluke hat dieses Tier keine Überlebens Chance denn er ist noch im Wachstum und durch das Seil wird der Wachstum seiner Fluke unterbunden. Leider konnten wir jetzt in diesem Stadium schon beobachten das er nicht in der Lage war seine Fluke aus dem Wasser zu heben um tief zu tauchen. Er krümmte zwar seinen Rücken aber die Fluke die anschließend in den Himmel folgt blieb weiterhin Unterwasser.

Uns bleibt nun nur noch die Hoffnung, das der kleine Kerl es irgendwie schafft zu überleben. Hier auf der Insel wurde bisher alles in Bewegung gesetzt um Hilfe zu bekommen.

Es bleibt nun abzuwarten ob erfahrene Meeresbiologen, die damit vertraut sind verletzten Tieren zu helfen, eventuell in der Lage sind ihn von diesem Seil zu befreien. Wir hoffen es auch für Fingers, denn es ist erst ihr zweites Baby. Ihr erstes Baby Thumb hat sie bereits schon nach kurzer Zeit damals verloren und erst nach 10 Jahren ihr neues Baby Digit bekommen. Für die Rettung dieses jungen Pottwals wurde bereits eine Hilfsaktion ins Leben gerufen. Der Initiator ist Ted Cheesman den wir persönlich auch im Februar kennen gelernt haben.

Für die Rettung wurde ein Spenden Konto errichtet unter: Rescue a Sperm Whale

Diese traurigen Momente sind natürlich sehr schmerzhaft, aber dafür wurden wir durch andere viele schöne Momente wieder aufgemuntert.

Die sehr gute Nachricht ist, dass wir in diesem Jahr einige neugeborene Jungtiere in anderen uns bekannten Familien sahen. Zwei Babys waren noch sehr Jung und vielleicht erst ein paar Tage alt, andere dagegen schon etwas größer und mehrere Monate alt.

In der Familie T ( Trust Clan ) gibt es zur Zeit 4 Jungtiere. 2 Neugeborene und zwei ältere. In der Famile A sind auch Jungtiere in verschiedenen Altersstufen.

Die größte Überraschung für uns war jedoch, dass wir in den 4 Wochen 5 verschiedene männliche Pottwal Bullen hier vor der Insel Dominica zu Besuch hatten. Dies ist wirklich ein außergewöhnlicher Zustand denn die Bullen kommen nur 1 x im Jahr hierher um sich zu paaren. Sie bleiben nur für ein paar Tage und verschwinden dann wieder zu ihren Futterplätzen. Normalerweise sind pro Jahr nur 1 Bulle max. 2 Bullen zu verschiedenen Zeitpunkten hier vor Ort. Das wir nun im Februar gleich fünf verschiedene Bullen in nur 4 Wochen beobachten konnten ist eine wunderbare Nachricht, denn wir hoffen natürlich das diese Bullen für reichlich Nachwuchs sorgen werden. Jetzt sind wir natürlich gespannt wie viele Babys wir in 15 Monaten hier vor Ort begrüßen können.

Auch eine sehr bekannte alte Pottwal Dame Namens Sam, erfreute uns mit ihrer Anwesenheit. Sam ist ein sehr altes Pottwalweibchen und wir kennen sie schon seit 1999. Im Jahre 1999 haben wir zum ersten mal ihre Fluke dokumentiert aber von Einheimischen wissen wir, das sie schon viel länger vor dieser Insel lebt.


Dr. Shane Gero der letztes Jahr Sam mit einem Sender ausgestattet hat ist sogar der Meinung, das sie schon fast 60 Jahre oder älter sein muss. Doch trotz des hohen Alters, erfreut sie sich bester Gesundheit sieht gut ernährt aus, und anhand der Sender Auswertungen weiß man, dass sie sogar noch bis 1000 Meter tief taucht.
In den nun fast 20 Jahren Pottwal Forschung, die wir hier vor der Insel betreiben, haben wir einige erwachsene Pottwal Weibchen verloren. Leider auch einige Jungtiere und Babys. Ein alter bekannter Pottwal Bulle „Scar“ ist abgewandert, dafür sind aber einige neue Babys hinzugekommen. Leider nicht so viele Neugeburten, wie Todesfälle oder Abwanderungen. Der gesamte Bestand ist somit nicht ganz stabil, sondern zur Zeit etwas rückläufig. Nach Berechnungen von Dr. Shane Gero gibt es zur Zeit ein Minus von 2% pro Jahr.

Wir hoffen, dass durch die vielen Pottwalbullen in diesem Jahr der Bestand sich wieder einigermaßen erholen wird, und auch mehr weibliche Pottwale geboren werden als männliche. Denn die männlichen Pottwale wandern nach ca. 10 Jahren aus diesem Gebiet fort, während die weiblichen Tiere dort das ganze Jahr lang leben und wieder neue Babys gebären können.

Umso wichtiger ist es auch, noch mehr für den Schutz und den Erhalt dieser Tiere hier vor Ort zu sorgen.

Wir werden unserer ganze Kraft dafür einsetzten.

Andrea und Wilfried Steffen, Pottwale e.V.

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  • Pottwale - Im dunklen Blau des Meeres
  • Wale Hautnah - Das Buch
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