Blauwale vor Sri Lanka

Eine neue Studie über das Oberflächenverhalten und die Taucheigenschaften von einzelnen Blauwalen in den Gewässern von Sri Lanka. Die Blauwale im nördlichen Indischen Ozean werden als eine Untergruppe der Zwergblauwale angesehen. Sie besitzen einen unterschiedlichen akustischen Ruf und sind fünf Meter kürzer als ihre Pendants in der Antarktis.

Im Gegensatz zu Blauwalen in anderen Ozeanen unternehmen sie auf der Futtersuche keine polwärts gerichteten Migrationen, sondern bleiben ganzjährig in den niedrigen Breiten, einige in den Gewässern Sri Lankas. Diese Population ist den Gefahren von Schiffskollisionen besonders ausgesetzt, da ihr Lebensraum an einigen der am stärksten befahrenen Schiffahrtsstraßen der Welt grenzt.

Derzeit stehen relativ wenig Daten über die Ökologie der Blauwale in den Gewässern von Sri Lanka zur Verfügung. Deshalb ist diese Studie so wichtig, um mit den Ergebnissen das Verständnis über diese Blauwale wesentlich zu erweitern.

Wie erforscht man Tiere die im Wasser leben und zudem auch noch sehr selten sind?

Wilde Tiere sind schwer zu erfassen und sie leben oft in einer feindlichen Umgebung, die es schwierig, wenn nicht unmöglich macht, sie bei Aktivitäten wie Fressen, Geburten oder die Flucht vor anderen Raubtieren zu beobachten. Doch wenn wir den Druck auf eine Population oder Art verstehen, können wir die Aspekte ihres Lebens, welche wir beobachten können, entsprechend interpretieren.

Luftatmende, marine Wirbeltiere, wie: Wale, Delfine, Robben und Schildkröten, müssen zum Atmen an die Oberfläche zurückkehren, wo sie dann in ihrer natürlichen Umgebung beobachtet werden können. Die Möglichkeit der Oberflächensichtung versetzt die Wissenschaftler in die Lage, die Tiere einigermaßen zählen zu können.

Luft- und schiffbasierte Beobachtungen sind weit verbreitet, um die Häufigkeit und Populationsgrößen für verschiedene Meerestiere zu schätzen. Das Sammeln von Fakten des Oberflächenaufenthalts und des Tauchverhaltens dient zur Erhöhung der Genauigkeit für Bestandsschätzungen.

Die Wissenschaftlerin Asha de Vos und ihre Kollegen begannen zwischen Januar und März 2012 und 2013. das Oberflächenverhalten und die Taucheigenschaften von einzelnen Blauwalen zu beobachten. Das Untersuchungsgebiet befand sich vor der Südküste von Sri Lanka. Blauwale werden regelmäßig in großer Zahl in diesen Gewässern mit dem Nordost-Monsum von Januar bis März gesichtet und bieten damit ideale Bedingungen für die Beobachtung und Dokumentation des Verhaltens der Tiere.

Während dieser Zeit wurden einzelne Wale von kleinen Booten verfolgt, um die Daten der ersten Oberflächensichtung, die Länge der Oberflächenpause, die Anzahl der Atemzüge, die folgende Tauchzeit und, ob der Wal seine Fluke vor einem Tieftauchgang zeigt, aufzuzeichnen. Diese Informationen sind entscheidend für die Berechnung der Bestände durch genaue Schätzungen des Anteils der Zeit, an der die Wale an der Oberfläche sichtbar sind.

Um die Tauch- und Oberflächeneigenschaften der Blauwale vor Sri Lanka zu beschreiben, war es notwendig, zunächst zwischen den unterschiedlichen Taucharten zu unterscheiden. Frühere Studien haben gezeigt, dass Blauwaltauchgänge in relativ kürzere Oberflächentauchgänge und längere Tieftauchgänge getrennt werden.

Vor einem Tieftauchgang kann der Wal nämlich seine Fluke zeigen, nur einen stark gekrümmten Rücken oder auch nur langsam unter Flukenschlägen in die Tiefe sinken.

Sobald nun ein Wal in Sicht kam, wurde versucht sich ihm zu nähern. In einer Entfernung von ca. 50 Metern wurde das Boot an die Geschwindigkeit und die Richtung des Wals angepasst. Zeigte der Wal Anzeichen, dass er gerade fraß, wurde das Boot außerhalb seines Bewegungsgebietes positioniert, um sicherzustellen, dass das Verhalten des Wals nicht beeinflusst wurde. Wann immer es möglich war, wurden zusätzlich Fotos zur Identifikation der Individuen erstellt und die GPS Position aufgenommen.

Während die Oberflächentauchgänge von einem Tier in einer Periode relativ einfach aufzunehmen waren, machte die lange Dauer der Tieftauchgänge es oft schwer vorherzusagen, wo und wann der Wal nach dem Tauchgang wieder an der Oberfläche erscheint. Hatten sich mehrere Wale gleichzeitig in der Umgebung aufgehalten (manchmal bis zu 10 Tiere), waren die Chancen von falschen Aufzeichnungen relativ hoch.

Die Ergebnisse dieser Forschung wurden wie folgt zitiert:

Die Daten wurden über 29 Tage während zweier Feldsaisons zwischen Januar und März 2012 und 2013 gesammelt. In diesem Zeitraum wurden insgesamt 2175 mittlere Inter-Atem-Intervalle (IBI) von 211 verfolgten Walen aufgezeichnet.

Der mittlere Inter-Atem-Intervall der Blauwale war 17,6 Sek. bei den Oberflächentauchgängen und 640,3 Sek. bei den Tieftauchgängen.

Bei 55 % (136 von 246) aller Tieftauchgänge wurde die Fluke gehoben, bei den restlichen 42 % wurde ein stark gekrümmter Rücken beobachtet und 3 % tauchten ohne diese beiden Merkmale ab. Es gab keinen signifikanten Unterschied im Anteil der Tiere, die in der Gegenwart von Whale-Watch Booten die Fluke zeigten, im Vergleich zu denen, die in Abwesenheit der Boote abtauchten.

Die 55 % der Fälle in dem die Wale ihre Fluke vor einem Tieftauchgang zeigten sind deutlich häufiger als anderswo in der Welt.

Mit diesen Ergebnissen erhoffen sich die Wissenschaftler mehr Informationen für die Berechnung der genauen Bestandszahlen, da sie die Nachweiswahrscheinlichkeit aufgrund dieser Parameter verbessern und sie mit den Luft- und Schiffs-Beobachtungen für die Bestandszählungen vereinen können.

Auf diese Weise sollte es helfen, bessere Management Entscheidungen zur Erhaltung dieser Population zu formulieren

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