Pottwale vor den Kanaren

Können Pottwale langfristig in den Kanaren überleben?
Dieser Frage geht eine Studie nach, die am 21. März 2016 veröffentlicht wurde und die Sterblichkeitsrate von Pottwalen bei Schiffskollisionen mit der Reproduktionsrate untersucht, um festzustellen, ob die Pottwale langfristig in den Kanaren überleben können.

Die Ergebnisse sind für uns natürlich sehr interessant, da wir vor Dominika einen dramatischen Rückgang der Sichtungen von residenten Pottwalen in den letzten Jahren beobachtet haben und ebenfalls einen Zusammenhang mit Schiffskollisionen vermuten.

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Lt. dieser Studie leben etwa 224 Pottwale in den Gewässern der Kanarischen Inseln. Hal Whithead geht in einer Studie aus dem Jahr 2002 davon aus, dass die jährliche Reproduktionsrate bei Pottwalen bei 1,1% liegt. Dies würde für die Kanarische Population bedeuten, dass etwa 2,5 Tiere pro Jahr geboren werden. Die Studie kommt aber zu dem Schluss, dass mehr Wale pro Jahr durch Schiffskollisionen sterben.

Zwischen 1991 und 2007 zeigten sich bei 59 Strandungen Anzeichen für eine Schiffskollision. Daran wiederum hatten die Pottwale einen Anteil von etwa 15 Tieren. Allerdings sind Berichte von Walen mit Anzeichen von Schiffskollisionen im Jahr 1999 gestiegen und blieben konstant hoch, was dem gleichzeitigen Anstieg der mittleren Geschwindigkeit von Fähren und der Anzahl der Fähren und ihrer Fahrten entspricht.

Pottwale sind das ganze Jahr in den Gewässern vor den Kanarischen Inseln anzutreffen und haben daher den größten Anteil an diesen Zusammenstößen. Seit 1999 ist ein Durchschnitt von zwei Pottwalen pro Jahr an tödlichen Schiffskollisionen beteiligt. Schnellfähren reisen mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 23 bis zu 40 Knoten (etwa 43 bis 74 km/h). Zu schnell für die behäbigen Pottwale, um sich immer rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.

Dazu kommt, dass die Wale nicht gleichmäßig in den Kanarischen Gewässern verteilt sind, sondern sich in bestimmten Gebieten aufhalten, wo sich offensichtlich auch die Beute der Pottwale konzentriert. Dazu gehört z.B. der Kanal zwischen Gran Canaria und Teneriffa. Unglücklicherweise beherbergt der Kanal aber auch den stärksten Schiffsverkehr der gesamten Archipels.

Verglichen mit einer Untersuchung der Anzahle der Pottwale aus 1995 hat diese neue Studie nur noch 18% der damals ermittelten Wale ergeben. Allerdings weisen die Verfasser darauf hin, dass diese beiden Studien wegen der unterschiedlichen Zeiten, der unterschiedlichen Methoden und der räumlichen Erfassung nicht unbedingt miteinander zu vergleichen sind.

Die Anzahl der getöteten Wale muss auch mit einer gewissen Vorsicht betrachtet werden, da ein angeschwemmter Wal, der Anzeichen einer Schiffskollisionen zeigt, natürlich auch erst nach dem Ableben aus einem anderen Grund mit einem Schiff kollidiert sein könnte.

Auf der anderen Seite, werden nicht alle toten Wale angeschwemmt, nicht alle toten Wale werden entdeckt und nicht immer wird die Todesursache richtig gedeutet. So gehen die Verfasser davon aus, dass die tatsächliche Anzahl getöteter Pottwale höher als die angenommen 2 sein könnte und das damit die Population ernsthaft gefährdet ist.

Erschwerend kommt hinzu, dass es Anzeichen gibt, dass die Pottwale der Kanaren als eine eigenständige Gruppe betrachtet werden müssen und keine Zuwanderung aus anderen Gebieten, z.B. dem Westatlantik zu erkennen ist.

Vorgeschlagen werden Maßnahmen zur Reduzierung der Schiffsgeschwindigkeiten oder die Anpassung der Routen. Dies ist nicht neu. Hat aber bisher zu keinen erkennbaren Resultaten geführt.

Für Dominika vermuten wir, dass auch hier die Abnahme der Anzahl residenter Pottwale durch Schiffskollisionen ihre Hauptursache hat. Unglücklicherweise werden hier die getöteten Pottwale durch die vorherrschenden Strömungen aber auf das offene Meer hinausgetrieben, wo sie nach einer gewissen Zeit sinken, so dass die Todesursache nicht mehr ermittelt werden kann.

Quelle: Abundance and Distribution of Sperm Whales in the Canary Islands: Can Sperm Whales in the Archipelago Sustain the Current Level of Ship-Strike Mortalities?

Andrea Fais, Tim P. Lewis, Daniel P. Zitterbart, Omar Álvarez, Ana Tejedor, Natacha Aguilar Soto1
Published: March 21, 2016

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  • Pottwale - Im dunklen Blau des Meeres
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