Neues Forschungsprojekt für Pottwale in Dominica

Seit Mitte Februar dieses Jahres werden die Pottwale vor Dominica wieder erforscht. Neben unseren fortgesetzten Beobachtungen zur Bestimmung der Pottwalfamilien vor Dominica, werden seit einigen Jahren die Wale auch durch Forschungsgruppen der Dalhousie University in Halifax und neuerdings auch durch das Department of BioScience der Aarhus University in Dänemark erforscht.

Die Pottwale vor Dominica sind mit Sendern markiert worden

Ziel dieser neuerlichen Untersuchungen sind bessere Erkenntnisse über die Codas, mit denen sich die Wale verständigen und das Aufzeichnen der gleichzeitig dazu gemachten  Bewegungen der Wale, ob vertikal und horizontal, zu erlangen.

Pottwale orientieren sich durch Echolokation. Sie senden Schallwellen aus und, wenn diese von einem Gegenstand, einem Hindernis oder einem Tier reflektiert werden, können sie auch bei vollständiger Dunkelheit erkennen, was die Schallwellen getroffen haben. Diese sogenannten Klicks werden regelmäßig ausgesandt, um sich im Wasser zu orientieren. Um sich aber gegenseitig zu verständigen, dazu benutzen die Wale ganz andere Lautäußerungen, nämlich die sogenannten Codas. Diese können sehr differenziert sein und sich auch im Dialekt bei räumlich getrennten Pottwalgruppen unterscheiden.

Siehe unser Buch: „Wale hautnah“ Kapitel: Ferngespräche

Die Forschungsgruppe aus Dänemark um Dr. Shane Gero möchte mit den jetzt laufenden Untersuchungen herausfinden, welche Codas bei welcher Gelegenheit erzeugt werden. Wenn es gelingen sollte bestimmte Codas einzelnen Ereignissen zuzuordnen, wäre das ein riesiger Schritt zum Verständnis dieser Tiere.

Erreichen will man dieses Ziel durch das Markieren der Tiere mit sogennten Tags, kleinen Boxen, die mit Saugnäpfen am Rücken der Tiere befestigt werden und nun die Lautäußerungen, die Umgebungsgeräusche, die Bewegungen der Wale, den Salzgehalt, die Wassertemperatur und den Druck aufzeichnen. Sollten sich dabei wiedererkennbare Codas mit bestimmten Situationen verbinden lassen, wäre dies ein entscheidender Durchbruch bei der Erforschung des sozialen Zusammenlebens dieser Tiergruppe.

Diese Tags sind kleine elektronische Wunderwerke. Sie müssen ja alle Sensoren für die diversen Messungen beinhalten, ferner Aufzeichnungsgeräte für diese Ergebnisse, sowie alle Laute und Geräusche die sich bei Unterwasseraufenthalt der Wale ergeben. Ferner braucht es einen Schwimmlagenaufzeichner, um die Bewegungen der Wale zu verfolgen. Dann müssen sie noch einen Funksender beinhalten, um sie nach dem Lösen wiederaufzufinden und zu bergen. An den Saugnäpfen befinden sich kleine Kapseln, die nach einer bestimmten Zeit im Wasser eine Art Säure freisetzen, die die Saugkraft aufhebt und der Tag löst sich vom Tier.

Um sie wieder aufzufinden sind an Land ein paar Beobachter positioniert, die möglichst von einem Berg oder einer anderen erhöhten Position das Wasser mit einem Funkgerät abscannen. Haben sie einen Tag ausgemacht, wird per Funk ein Boot dirigiert, um diesen Tag dann aufzunehmen.  Hierbei arbeitet Dr. Sahne Gero mit unserem eigenen Mitarbeiter Pernell Francis eng zusammen. Pernell hat dabei in den Monaten April und Mai mitgeholfen die Wale mit den Sendern zu versehen und diese Sender wieder aufzuspüren. Was nach seiner Meinung nach nicht immer sehr einfach war , nach einem langen Tag in der Sonne hoch auf dem Berg nach Sonarsendern zu suchen, und man dann endlich froh war nach Stunden einen Sendern wiedergefunden zu haben.

Nun kann man sich vorstellen, dass solch kleine Wunderwerke nicht für kleines Geld im Baumarkt zu erstehen sind. Sie sind entwickelt worden von der School of Biology der University of St Andrews in Schottland. Siehe auch: DTAG sound and movement tags
Die Kosten eines einzigen Tags belaufen sich auf etwa $ 10 000. Dazu kommen natürlich noch die weiteren Kosten für das Forschungsprogramm selber. Der Vorteil dieser Tags ist aber ihre Wiederverwendbarkeit. So können sie nach der Sicherung der Daten für ein weiteres Tagging verwendet werden.

Pottwal „Sam“

Mit den Tags versehen wurden nur bereits gut bekannte Wale, die man jederzeit identifizieren kann. Es wurden allerdings nie mehr als drei Wale gleichzeitig markiert. Auch wurde niemals das gleiche Tier wiederholt markiert. Manchmal spielte auch das Wetter nicht mit und so zog sich das ganze Projekt bis weit in den Mai hinein.

Von den uns bekannten Dominica Walen wurde am 2. April Sam und Caseopia markiert, am 16. April traf es Anne-Marie und am 10. Mai konnten Jacosta, Sophocles und Oedipus mit den Tags versehen werden. Nun beginnt aber natürlich erst die eigentliche Arbeit. Denn alle gewonnenen Daten müssen ja erstmal ausgewertet werden. Dies ist eine Arbeit die sich über viele Jahre hinziehen kann. Sollte es erste Ergebnisse geben, werden wir natürlich sofort darüber berichten.

Pottwal „Sophocles“

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Bücher

  • Pottwale - Im dunklen Blau des Meeres
  • Wale Hautnah - Das Buch
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