Projekt Bericht 2017
Ein Jahr voller Höhen und Tiefen liegt hinter uns.
Anfang des Jahres 2017 bis zum Schicksalstag, dem 18. September 2017, haben wir unser Marine Science Education Programm sehr erfolgreich durchführen können.
Viele Schulen wurden von uns besucht und die Kinder hatten sehr viel Interesse an den Vorträgen über die Meeressäuger vor Dominica und den Gefahren, denen diese ausgesetzt sind. Das heikle Thema dazu war: Plastik.
Um den Kindern das ganze Ausmaß von Plastikmüll zu verdeutlichen, sind wir mit den Schulklassen an die Küsten und Strände von Dominica gefahren. Dort wurden die Kinder dann mit Handschuhen und Abfallsäcken ausgestattet und los ging es …
… Das Motto: soviel Plastikmüll wie möglich einzusammeln und direkt zu entsorgen, damit dieser Müll nicht mehr in die Meere gelangt, wo er eine Gefahr für alle Meeresbewohner darstellt.
Wir hatten anfangs nicht damit gerechnet, dass die Kinder viel Spaß daran haben würden, Plastikmüll aufzusammeln. Aber wir wurden eines anderen belehrt. Mit sehr viel Enthusiasmus und viel Spaß waren die Kinder gar nicht mehr zu bremsen und am Ende überglücklich, wieviel Müll sie gesammelt hatten und präsentierten immer stolz die Ausbeute.
Im Anschluß daran wurde der Müll sofort von einem LKW abtransportiert und zur örtlichen Müll-Verbrennung gefahren. Diese sogenannten „beachcleaning days“ wurden so beliebt, dass wir immer mehr Anfragen von Schulen bekamen, die an diesem Programm teilnehmen wollten.
Sogar das örtliche Fernsehen wurde darauf aufmerksam und sendete einen sehr informativen Bericht darüber.
Bericht über unsere Arbeit auf CBN4
Die Kinder sollten natürlich auch für ihre wunderbare Arbeit belohnt werden und so organisierten wir im Anschluß an jeden „beachcleaning day“ auch eine Ausfahrt mit dem Boot, um die Wale und Delfine hautnah zu erleben. Es war sehr berührend, mitzuerleben, wie engagiert diese Kinder bei den Vorträgen zugehört haben. Mit wieviel Enthusiasmus sie den Müll aufgesammelt haben und dann nachher auf dem Meer so viel Stolz zu zeigen, dass sie dazu beigetragen haben, den Meeressäugern einen Teil des angeschwemmten Plastiks zu ersparen.
Nach soviel Erfolg waren unsere Pläne unendlich. So vieles hatten wir noch vor und wollten das so erfolgreiche Programm noch weiter ausbauen.
Aber dann kam der Schicksalstag:
Montag der 18.September 2017
Mit 260 km/h traf der wohl schlimmste Hurrikan in der Geschichte Dominicas die Insel. Der Hurrikan mit dem scheinheiligen Namen: Maria zerstörte die Insel innerhalb von 12 Std. bis zu 80 %. Nichts war mehr wie vorher. Tausende Menschen haben ihr Zuhause verloren. Schulen wurden zerstört, Menschen von Schlammlawinen begraben.
Fast alle Fischer haben ihre Boote verloren, der Regenwald von Dominica, ein Weltkulturerbe, existiert nicht mehr.
Eine Naturkatastrophe hat innerhalb von wenigen Stunden die Insel so zerstört, dass der Premierminister verlauten ließ:
„Dominica ist zerstört und es wird Jahre, vielleicht sogar an die 20 Jahre lang dauern, bis alles wieder so ist, wie es einmal war.“
Hurrikan „Maria“ verwüstet Dominica 2017
Natürlich hat diese Naturkatastrophe auch nicht vor unserem kleinen Forschungszentrum halt gemacht. Es liegt ja direkt am Meer, und bei 8 – 10 Meter hohen Wellen und Windstärken, die schon nicht mehr messbar waren, hat unser Pottwal-Skelett und alle anderen Ausstellungstücke diese Katastrophe nicht überlebt. Alles lag in Schutt und Asche. Der Schock saß tief. Tränen liefen tagelang und es brauchte seine Zeit bis auch wir begriffen, dass unsere Arbeit, die wir dort nun schon seit über 20 Jahren leisten, alles was wir aufgebaut haben, innerhalb von 12 Stunden vernichtet war.
Nachdem die Insel wieder an die Fährverbindungen angeschlossen war, flogen wir sofort in unsere zweite Heimat, um uns selbst ein Bild der Zerstörung zu machen.
Angereist waren wir mit vielen Hilfsgütern und eigens dafür gesammelten Spenden für Menschen, die dringend Hilfe brauchten. Es tat so weh, soviel Zerstörung zu sehen, aber gleichzeitig auch so emotional und bewundernd, zu erleben, wie die Menschen damit umgingen.
Natürlich sprach jeder nur von dem Hurrikan und jeder wollte seine eigene Geschichte erzählen, aber auch von Hoffnung und Glaube für die Zukunft, dass sie überlebt haben, und sie alles wieder aufbauen werden.
Auch die Wale waren wieder zu sehen. Einen Tag lang fuhren wir aufs Meer hinaus, um zu sehen, ob die Wale das Gebiet verlassen haben. Das Gegenteil war der Fall. Bereits nach wenigen Minuten relativ nah, ca. 2 Meilen, vor der Küste, bekamen wir Besuch von einer alten bekannten Pottwal Familie: der Jacosta Clan, die Unit J. Die Pottwale Sophocles und Laius konnten wir über zwei Stunden lang beobachten.
Lernen Sie die beiden Pottwale näher kennen und schauen Sie auf unsere Seite:
Hier können Sie den Flukenkatalog der Pottwale vor Dominica herunterladen:
Dominica lässt sich nicht unterkriegen, und genau das gilt auch für uns und unsere Projekte. Nach anfänglicher Schockstarre erwachte unser Kampfgeist, und wir werden genau dort weitermachen, wo wir aufgehört haben.
Und zwar mehr denn je, jetzt erst recht!!!
Pläne werden geschmiedet zum Neuaufbau des Forschungszentrums, das Marine Science Education Program wird noch weiter ausgebaut. Workshops für Einheimische, Whale watch Operator und vieles andere, stehen auf der Agenda für 2018.
Begonnen haben wir bereits im Januar 2018 mit den Schulklassen-Programmen. Auch wenn viele Schulen noch zerstört sind, wird eben in Zelten unterrichtet.
Und die Ausfahrten zu den Pottwalen waren auch schon sehr erfolgreich.