Pottwale jagen aktiv
Eine jetzt veröffentlichte Studie 2015 aus Japan, geht der derzeit heiß diskutierten Frage nach, ob Pottwale sich bei der Jagd passiv verhalten und warten, dass Beute vorbeischwimmt oder, ob sie aktive Jäger sind, die ihre Beute suchen und jagen.
In unserem Buch: Pottwale – Im dunklen Blau des Meeres (Heel Verlag, 2003) sind wir dieser Frage bereits nachgegangen und sind durch die intensive Auswertung unserer akustischen Aufzeichnungen von Pottwal Tauchgängen zu der Erkenntnis gelangt, dass Pottwale ihre Beute mit ziemlicher Sicherheit aktiv jagen. Aber nicht nur unsere akustischen Aufzeichnungen scheinen das zu belegen, ein weiterer deutlicher Hinweis ist auch die Tatsache, dass Pottwale niemals an der Stelle wieder auftauchen, an der sie abgetaucht sind, sondern oftmals 2 oder mehr Kilometer entfernt.
Die japanische Forschergruppe um Kagari Aoki vom Atmosphere and Ocean Research Institute in Tokio nutzten zur Klärung dieser Frage Aufzeichnungsgeräte und Kameras, die sie von 2010 bis 2012 in einem Gebiet vor den japanischen Ogasawara Inseln im Nordwestspazifik an Pottwalen befestigten. Hier leben in erster Linie Weibchen und ihre Jungen. Insgesamt wurden von den Kameras, die an 17 Walen befestigt waren, in insgesamt 42,8 Stunden über 17000 Fotos und einige Videos erstellt. Dazu wurden Tauchtiefen, Temperaturen und Schwimmgeschwindigkeiten festgehalten. Da zur Erstellung der Fotos Licht benötigt wurde, gingen die Forscher auch der Frage nach, ob das Blitzlicht die Wale stören würde.
Beim Vergleich des Verhaltens von Walen mit und ohne Kamera konnten aber keine Anzeichen für eine Störung entdeckt werden. Obwohl auf den allermeisten Fotos nur Wasser zu erkennen war gab es auch Bilder, die etwas anderes zeigten. Darunter waren 17 Bilder, die wahrscheinlich die ausgestoßene Tinte von Tiefseekalmaren zeigten, 6 Bilder mit unidentifizierten Teilchen und 8 Bilder, die den Meeresboden zeigten. Alle diese Bilder wurden in Tiefen von 650 m oder mehr aufgezeichnet. Dann gab es noch 221 Bilder auf denen andere Pottwale zu sehen waren. Diese wurden allerdings ausschließlich in Tiefen kleiner 339 m aufgenommen.
Auf diesem Video können Sie zwei der Tauchgänge verfolgen:
Interessant ist auch die Tauchzeit und Tauchtiefe. Die Aufzeichnungen ergaben eine durchschnittliche Tauchzeit von 42 min mit einer Abweichung von ± 10 min, die sich exakt mit unseren Ergebnissen bei den Pottwalen vor Dominika deckt, so wie eine durchschnittliche Tauchtiefe von 793 m mit einer Abweichung von ± 248 m. Die maximale Tauchzeit- und tiefe wurde mit 57 min und 1354 m ermittelt. Signifikant war auch hier, wie wir ebenfalls schon in unserem Pottwale Buch beschrieben hatten, die unterschiedliche Tauchtiefe während des Tages und der Nachtstunden. So wurden während des Tages Tauchtiefen von 889 ± 187 m ermittelt, während sie in der Nacht nur 560 ± 220 m betrugen.
Dies ist auf das ebenfalls von der Tageszeit bestimmte Tauchverhalten der Tiefseekalmare zurückzuführen. Letztlich kamen die Forscher zu dem Schluss, dass die Pottwale aktiv jagen. Denn neben den oben erwähnten Aufzeichnungen wurde auch die Schwimmgeschwindigkeit gemessen und festgehalten. Daraus ergab sich, dass die Wale nach Erreichen ihrer Tauchtiefe ständig in Bewegung waren und zwischenzeitlich regelrechte Spurts einlegten. Sie wechselten mehrmals ihre Richtung und schwammen die meiste Zeit während der Tieftauchphase zwischen einem und drei Meter pro Sekunde. Daraus ergibt sich eine Schwimmstrecke von einem bis zwei Kilometern während der Tieftauchphase. Damit dürfte nun endgültig feststehen, dass Pottwale aktiv nach ihrer Beute suchen und diese auch jagen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich Tiere die in der Tiefsee leben, bedingt durch das knappe Nahrungsangebot und die Kälte, meistens sehr passiv verhalten und wenig Aktivitäten zeigen. Dies dürfte den ebenfalls sehr schwerfälligen Pottwalen dann bei der Jagd sehr zugute kommen.
Visual and behavioral evidence indicates active hunting by sperm whales