Unbezahlbare Pottwal-Ausscheidungen!
Pottwale besitzen den teuersten tierischen Duftstoff.
Die Lieblingsspeise der Pottwale sind nun mal die Tintenfische. Aber, ob die Beute nun groß oder klein ist, sie alle haben eins gemeinsam:
…einen scharfen Schnabel, der aus Horn besteht.
Normalerweise wird die Beute immer gut und vor allem vollkommen verdaut, nur mit den Hornschnäbeln hat der Pottwal so seine Probleme. Sie sind etwas schwer verdaulich.
Was macht der Pottwal also, wenn ihm etwas schwer im Magen liegt?
Er transportiert sie weiter in seinen Darm. Dort wird sie gesammelt und in eine Substanz eingebettet. Diese Substanz, die der Pottwal in seinem Verdauungstrakt bildet, nennt man Ambra auch Amber, Ambrox oder Ambergris. Als Hauptquelle von Ambra dient Ambrein, welches zu Triterpenalkohol als Stoffwechselprodukt im Darm gebildet wird.
Dieses Amber hat eine betörende Wirkung!
Kommt diese Ausscheidung des Pottwals mit Salzwasser, Sonnenlicht und Luft in Kontakt, entwickelt sie ein ganz besonderes Aroma. Dieses Aroma wird als aphrodisierend, holzig und balsamisch beschrieben und entwickelt sogar die Fähigkeit Düfte länger haltbar zu machen.
Darum waren diese Ausscheidungen des Pottwals in der Parfümindustrie heiß begehrt und es wurden Preise bis zu 50 000,00 Euro pro kg bezahlt.
Der Pottwal besitzt also den seltensten und teuersten tierischen Duftstoff. Man nennt dieses Ambra und die Ambra Klumpen, die im Meer und auch am Strand angespült werden, das „Gold der Meere“.
Doch dieses „Gold“ kann sich für den Pottwal auch zur wahren Todesfalle entwickeln. Denn manchmal bilden sich so große Brocken von Ambra im Darm des Pottwals, dass er einen Darmverschluss erleidet.
So geschehen ist es einem Pottwal, der im November 2012 auf der Insel Texel gestrandet ist.
Das Tier wurde fachmännisch zerlegt und untersucht, da man das Skelett für Ausstellungszwecke verwenden wollte.
Als man den Darm des Tieres am Boden liegen hatte, sah man an verschiedenen Stellen dicke Knubbel im Darm, die die ganze Darmwand ausfüllten.
Die Vermutungen der Wissenschaftler wurden durch die anschließenden Untersuchungen bestätigt. Es handelte sich um riesige Klumpen Ambra, die den Darm komplett ausfüllten.
Vier solcher Ambra-Klumpen fand man im Darm des Pottwals.
Sie hatten zusammen ein Gewicht von 80 kg!
Wobei der größte Klumpen alleine 50 kg wog und eine Größe von über 60 cm hatte.
Diese Ambra Brocken sind heute als Nachbildung in einem Museum auf der Insel Texel ausgestellt.
Die Originale sind sicher in einem Safe verschlossen, denn dieses Ambra ist ein Vermögen wert!
Da diese Ausscheidungen nur selten im Original zu finden sind, entwickelte die Parfüm-Industrie seit 1930 diesen Ambrein Duftstoff synthetisch.
Doch diese Synthese ist ineffizient, teuer und umweltschädlich!
Bisher wurden die chemischen Synthesewege mit teuren und aufwendigen Maßnahmen aus Pflanzen hergestellt, wobei bei diesen Prozessen lediglich 4 % Ausbeute erzielt wurden. Außerdem benötigten diese Prozesse den umstrittenen Einsatz umweltschädlicher Chemikalien.
Forscherinnen des Austrian Centre of Industrial Biotechnology und der Technischen Universität Graz, gelang es zusammen mit dem Firmenpartner ACS International, den Duftstoff namens Ambra erstmals komplett in einem natürlichen Biosyntheseweg herzustellen.
Durch einen neuen Stoffwechselweg in der Hefe Pichia konnte das gesamte Duftspektrum, wie es auch im Pottwal natürlich vorkommt, durch pasteurisieren, hergestellt werden. Mit einfachen Kohlenstoffquellen wie Glycerol oder Zucker, konnte mit Hilfe eines optimierten Enzyms eine siebenfach höhere Ausbeute erzielt werden…
… und das, preisgünstig, in einer bisher ungeahnten Qualität und in größeren Mengen!
Die zum Patent angemeldete Innovation soll in naher Zukunft auf Industriegröße und damit Marktrelevanz gebracht werden.
Unsere Parfümherstellung ist also – Gott sei Dank – weiter gesichert und wir können uns noch lange mit dem Duft der Ausscheidungen des Pottwals besprühen!