Projektbericht 2022
Neue Wege der Forschung und der Schutzprojekte von Pottwale e.V.
Nach zwei Jahren Ruhepause durch den Lockdown und der Covid Pandemie sind wir mit vielen neuen und guten Ideen in das Jahr 2022 gestartet.
Hochmotiviert, nach soviel erzwungener Ruhe, konnten wir uns endlich dem neuen Projekt von Pottwale e.V. widmen, welches wir seit langer Zeit vorbereitet haben.
Neues Projekt zum Schutz der Buckelwale, Finnwale und Orcas in British Columbia, Kanada
Der Startschuss fiel im August 2022. Viele Monate vorher standen wir schon in ständigem Kontakt mit unserer neuen Partner Organisation „Pacific Whale Society“ die schon ein Jahr zuvor von uns finanziell unterstützt wurde.
Die Pacific Whale Society wurde 2002 gegründet und ist eine gemeinnützige Organisation, die im Territorium der Gitga’at First Nation in Kanada liegt. Sie ist die einzige Forschungsstation, die von Land aus das ganze Jahr über die Wale beobachten und erforschen kann. Besser bekannt als „Whale point“ liegt das Basecamp auf Gill Island an der Nordküste von British Columbia.
Das Ziel dieser Organisation ist, die verschiedenen Walarten zu beobachten, die Sichtungen visuell und auch akustisch zu dokumentieren und den Einfluss der Menschen durch Boote usw. zu studieren. In den letzten 20 Jahren hat der Gründer „Herman Meuter“ die Rückkehr der Buckelwale und sogar der Finnwale in den Buchten und Kanälen im Gebiet der First Nation Gitga’at, die in der kleinen Community Hartley Bay leben, festgestellt. Er dokumentierte, dass in den letzten Jahren die Buckelwale vermehrt dort eintreffen, um zu fressen und es in diesem Gebiet sogar die einzige Stelle ist, wo Finnwale seit ein paar Jahren wieder auftauchen
Doch dieses Paradies ist bedroht.
70 Meilen von der Forschungsstation entfernt liegt die Stadt Kitimat. In dieser Stadt ist ein gigantischer Export für Flüssiggas (LNG) geplant. Mit großen Tankern soll das Gas nach Asien exportiert werden. Was diese neue Tankerroute für die Wale und ihr Verhalten bedeutet, kann nicht abgesehen werden. Die Gitga’at First Nation Bevölkerung und das Forscherteam sind sehr besorgt, wenn hunderte von Tankern durch die Buchten fahren, die von den Walen als ihre Futterplätze benutzt werden.
Mit einer Langzeit Studie von visueller und akustischer Beobachtung soll das Verhalten der Wale und die Belastung durch die Großtanker erforscht werden.
Wir von Pottwale e.V. haben ja das Ziel, den Lebensraum der Meeressäuger zu schützen und werden diese Forschungen der Pacific Whale Society so gut wir können unterstützen!
Um einen eigenen Eindruck der Forschung und dem Lebensraum dieser Meeressäuger zu erhalten bin ich nach Kanada gereist. Nach einer dreitägigen abenteuerlichen Anreise bin ich auf Gil Island im Gebiet der Gitga’at Einwohner angekommen.
Vier Wochen intensive Forschung, die rund um die Uhr stattfindet, haben wir wertvolle Erkenntnisse erhalten. Alle vier Stunden wurde ich jeweils für zwei Stunden zum Dienst eingeteilt. Die Arbeit bestand hautsächlich in der rundum Beobachtung des Gebietes mit Ferngläsern, und soweit akustische Signale zu hören waren, diese sofort aufzunehmen. Alle Beobachtungen werden aufgezeichnet und in Tabellen festgehalten.
Bei visuellen Beobachtungen werden die Fluken fotografiert und in den entsprechenden Datenkatalog eingetragen. Auf Grund der 20 Jahre langen Beobachtungen ist es dort gelungen viele Wale wieder zu erkennen, die jedes Jahr in den Monaten Mai bis Oktober die Buchten zum Fressen aufsuchen.
Für die akustischen Beobachtungen sind etliche Unterwasser Hydrophone ( Mikrophone ) installiert und werden 24 Stunden lang über einen Verstärker abgespielt. Sobald akustische Signale gehört werden, werden diese aufgezeichnet und ebenfalls in Tabellen festgehalten.
Es wurde rund um die Uhr gearbeitet und auch nachts werden die Forschungen weitergeführt, da die Wale ja auch nachts Signale aussenden.
In den vier Wochen meiner Arbeit vor Ort, hatten wir auch die Gelegenheit einige der Kinder der Gitga’at Bevölkerung auf die Forschungsstation einzuladen und mit Ihnen ein wenig Unterricht über die Meeressäuger zu gestalten. Ein wichtiges Thema dabei war die Bedrohung der Lebensräume der Wale und natürlich der Schutz der Meeressäuger.
Die Kinder zeigten sehr großes Interesse daran, denn die Bevölkerung der Gitga’at sind ein sehr naturverbundenes Volk und leben im absoluten Einklang mit der Natur.
Nach vier Wochen verließ ich sehr wehmütig diesen wunderbaren Ort mitten in der Natur fernab jeglicher Zivilisation. Statt der lauten Stadtgeräusche hörte ich das Heulen der Wölfe und den Blas der Wale. Ein Paradies, nicht nur für uns Menschen, sondern auch für die Meeressäuger, denn nirgendwo auf der Welt habe ich Unterwasser so einen stillen Ozean gehört wie dort.