Pottwale im Mittelmeer

Der gefährdete Bestand eines verlorenen Stammes.
Seit der Antike wird von Pottwalsichtungen im Mittelmeer berichtet.
Bis heute leben sie in den tiefen Gewässern des Mittelmeeres.

Genetische Untersuchungen sowie Beobachtungen lassen darauf schließen, dass es sich bei dieser Population um eine isolierte Gruppe handelt, die sich trotz der Straße von Gibraltar nicht mit ihren Nachbarn im Atlantik mischen bzw. das Mittelmeer nicht verlassen.

Diese Gruppe unterteilt sich aber mit sehr großer Wahrscheinlichkeit in zwei Populationen. Die eine ist im östlichen Becken des Mittelmeeres resident, die andere im westlichen Becken. Das östliche und westliche Mittelmeer wird durch die seismisch hochaktive Schwelle Tunesien-Italien getrennt.

Durch das Erforschen der Clicks, die Kommunikation der Wale untereinander, die je nach Gruppe, wie in unserer Sprache Dialekte, variieren und durch Fotodokumentationen ist man sich jedoch sicher, dass sich die zwei Populationen innerhalb des Mittelmeeres auch mischen.
Die Wale ernähren sich fast ausschließlich von Tiefsee Tintenfisch und sie scheinen eine ebenso kleine ökologische Nische zu besetzten, wie ihre Artgenossen im offenen Ozean.Es gibt aktuelle Beweise, dass es sich bei den Pottwalen im Mittelmeer um einen einzigen Stamm handelt der sich im westlichen als auch im östlichen Teil des Mittelmeeres bewegt.

Über die genaue Anzahl des Bestandes liegen keine gesicherten Informationen vor, aber man muß leider davon ausgehen, dass es sich eher um einige hundert und nicht um einige tausend handelt.Die derzeitige Anzahl ist wesentlich kleiner als noch in den 50er Jahren und gibt großen Anlass zur Sorge über den Bestand der Pottwale.

Erschreckend ist, dass uns so wenige verlässliche Daten über die Pottwal Population vorliegen, da trotz der reichen Mittelmeeranrainerstaaten fast keine Forschungsgelder zur Verfügung gestellt werden. Auch die EU Politik hält die Pottwal Population für weniger schützenswert als zum Beispiel den Großen Tümmler.

Die meisten Erkenntnisse haben wir durch private Tierschützer und Tierschutzorganisationen.

Das Mittelmeer ist fast an allen Seiten von stark bevölkerten und industriell genutzten Küsten umgeben. Hunderttausende von Schiffen durchkreuzen täglich das Mittelmeer. Es wird Öl gefördert und ein exzessiver Fischfang betrieben. Chemische Verschmutzung und Plastikmüll sind weitere Gefahren denen die Tiere täglich ausgesetzt sind.

Eine weitere sehr große Gefahr ist für die im Mittelmeer lebenden Wale, genauso wie für ihre Artgenossen in den Weltmeeren, die Treibnetzfischerei und die dadurch bedingten unzähligen Geisternetze, die herrenlos im Meer schwimmen.

Wenn wir die schwindende Population der Pottwale im Mittelmeer effektiv schützen wollen brauchen wir unbedingt die Möglichkeit und die Gelder für mehr Forschung um dann effektive Schutzmaßnahmen implementieren zu können.

Denn auch wenn es im Mittelmeer noch Lebensraum und Nahrung für den Pottwal gibt, so gibt es keine Garantie dafür, dass er im Mittelmeer überleben wird. Ist die Population erst einmal signifikant reduziert oder gar verschwunden, ist eine Wiederansiedlung sehr unwahrscheinlich.

Quelle: Mediterranean Sperm Whales, Physeter macrocephalus: The Precarious State of a Lost Tribe  Luke Rendell, A. Frantzis

Übersetzt: von M.Steen

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